Der buddhistische Tempel Bongeunsa liegt in Seouls südlichem Stadtbezirk Gangnam und wurde 794 durch den Mönch Yeonhoe unter dem Namen Gyeonseongsa gegründet. Die während der Epoche des Silla-Reiches erfolgte Gründung fiel in eine Zeit der kulturellen Blüte des Buddhismus, wovon noch heute zahlreiche Tempel und Pagoden aus jener Zeit in ganz Korea Zeugnis ablegen.
Nach dem Untergang des Silla-Reiches und der darauffolgenden Herrschaft der Goryeo-Dynastie verfiel der Tempel. Die frisch an die Macht gekommenen Joseon-Könige führten den Konfuzianismus als Staatskult ein und drängten den buddhistischen Einfluss im Land zurück. Es war dem Engagement der Königinnen Jeonghyeon und Munjeong zu verdanken, dass Bongeunsa im 15. und 16. Jahrhundert unter seinem heutigen Namen wiedererrichtet wurde und von Neuem florierte. Der Tempel spielte bei der Wiederherstellung der buddhistischen Ordensstruktur eine wichtige Rolle und entwickelte sich zu einem Zentrum des Jogye-Ordens, von dem die Erneuerung des koreanischen Buddhismus ausging.
Aufgrund der Zerstörungen während des Koreakriegs besteht der Großteil der heutigen Baustruktur aus jüngerer Zeit. Dennoch haben einige Gebäude wie die Haupthalle Daeungjeon die Zeiten überdauert. Direkt ins Auge fällt die 23 m hohe Statue des zukünftigen Buddha Maitreya, die zu den größten ihrer Art in Korea zählt. Großer Beliebtheit erfreut sich das angebotene Tempelkurzprogramm, bei dem die Teilnehmenden für ein paar Stunden in den Alltag des Tempels eintauchen können. Die heutige Lage inmitten des modernen Stadtbezirks Gangnam macht Bongeunsa außerdem zu einem der kontrastreichsten Orte von ganz Seoul.
