Gugak: Traditionelle Musik
Wer nach Korea reist, dort Land, Leute und Kultur kennenlernen möchte, der sollte in jedem
Fall auch etwas von der traditionellen koreanischen Musik erfahren, die dort ihre ganz eigene,
expressive Ausdruckskraft entfaltet hat. Sie ist geprägt von starken Emotionen, die das Leid
und die wechselvolle Geschichte eines Landes widerspiegeln, das wie kein Zweites hohen
Wert auf Distanz, Gesicht und Umgangsformen legt. Dennoch: Es gibt Unterschiede. Die
koreanischen Bauern, das einfache Volk, bevorzugten schnelle, abgehackte Klänge, die trotz
alledem Harmonie und Melodik ausstrahlen. Das eint sie mit der Folklore bei Hofe, die
gewollt elegant, gesetzt und, ja, ein wenig abgehoben zu klingen imstande ist.
Die Stimme ist ein häufiger Bestandteil der traditionellen Musik Koreas. In ihr kann man
vieles wiedererkennen, was die persönlichen Empfindungen, Wohl und Wehe des
koreanischen Volkes erzählen. In Korea selbst ist man heute sehr auf eine Modernisierung der
alten Klänge bedacht. So benutzen die heutigen Volkstanz- und Musikgruppen gerade der
jüngeren Generationen oft elektronische Beats, um das Althergebrachte etwas aufzupeppen.
Und auch wenn heutzutage oft die modernen Rhythmen des K-Pop die Schnellrestaurants in
den Metropolen beherrschen – es ist gut, dass die Traditionen eines Landes gewahrt bleiben.
Es gibt zwei verschiedene Arten traditioneller Klänge: Zum einen Jeongak, die genau festgesetzte, zeremonielle Musik für Rituale bei Hofe. Zu dieser Gattung wird auch Jeryeak gerechnet, das die Ahnenzeremonien für verstorbene Könige begleitet und heute zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt. Erheblich ruppiger, improvisierter, ja, intensiver geht es beim volkstümlichen Minsogak zu. Hart geschlagene Trommeln spielen dort eine wichtige Rolle. Zu den prominentesten Vertretern dieser folkloristisch geprägten Gattung zählen zweifelsohne Pansori, häufig auch als „Ein-Mann-Oper“ bezeichnet, und das von verschiedenen Perkussionsinstrumenten begleitete Pungmul, das auch Tanz und Gesang umfasst.
Die koreanische Musik hat in ihrer langen Geschichte zahlreiche traditionelle Instrumente
hervorgebracht. Saiteninstrumente wie die aus Holz gefertigten Geomungo, Gayageum oder
Bipa sorgen für die charakteristischen melodischen Klänge, zu denen auch das aus Bambus
geschnitzte Blasinstrument Piri imstande ist. Hinzu kommen Schlaginstrumente wie
Trommeln oder Schalmeien, die dem richtigen Rhythmus und der passenden Begleitung
dienen.
Nach den harten Zeiten während der japanischen Kolonialzeit, dem verheerenden Koreakrieg und einer rasanten Modernisierung des Landes erlebt die traditionelle koreanische Musik heute eine kleine Renaissance, die sie nicht nur auf den großen und kleinen Bühnen der Städte und den Straßen der Dörfer wieder erklingen lässt, sondern auch für neues Interesse bei nachkommenden Generationen sorgt.