Die Koreanische Halbinsel ist von drei Seiten vom Meer umgeben. Während die Ostküste von schroffen Felsen und sich landeinwärts erhebenden Bergmassiven geprägt wird, ist der Südwesten und Westen an den Ufern des Gelben Meers von eher flacher Natur und tausenden kleinen Inseln gesäumt. Hier liegen mit Seocheon Getbol, Gochang Getbol, Shinan Getbol und Boseong-Suncheon Getbol vier einzigartige Wattflächen, welche die UNESCO im Jahr 2021 zum besonders schützenswerten Weltnaturerbe erklärt hat.
Die besonderen Sedimentschichten der Getbol genannten Wattlandschaften konnten sich aufgrund eines komplexen Zusammenspiels spezifischer geologischer, ozeanografischer und klimatischer Bedingungen herausbilden. Dabei repräsentiert jeder der vier Abschnitte einen eigenen Wattflächentypus: ein offenes Watt, ein Rückseitenwatt, ein Buchtenwatt und ein Ästuarwatt. Während sich offene Watten direkt am offenen Meer ohne sie schützende Inseln oder hohe Sandbänke befinden und Wellen somit ungehindert Sedimente verlagern können, werden Rückseitenwatten seewärts durch Hindernisse begrenzt. Buchtenwatten entstehen im Schutz einer Meeresbucht, während sich Ästuarwatten im Bereich von Flussmündungen bilden.
Die koreanischen Wattflächen Getbol sind von einem hohen Maß an Biodiversität geprägt. Ihre Flora und Fauna umfasst 2.150 Spezies, darunter 22 bedrohte Arten, 47 endemische und fünf bedrohte Arten wirbelloser Meerestiere sowie 118 Arten von Zugvögeln, für welche die Biotope wichtige Rückzugsgebiete darstellen. Nicht zuletzt diese Kombination von Geodiversität und Biodiversität bekräftigte die UNESCO in ihrer Entscheidung, womit Südkorea nach der Ernennung der Insel Jeju im Jahr 2007 seit dem Jahr 2021 über eine zweite UNESCO-Weltnaturerbestätte verfügt.
